Von Jan Ziechmann

Yoga – viele Wege zu mehr Gelassenheit.

Wenn du Yoga mit anstrengenden Übungen gleichsetzt, für deren Ausführung man extrem gelenkig und sportlich sein muss, liegst du sicherlich nicht komplett falsch.

Allerdings trifft das nur auf einen Teil der Übungen aus dem Hatha Yoga, einen im Westen sehr verbreiteten der verschiedenen Yoga-Wege (Yogas), zu.

Yoga bietet aber noch sehr viel mehr und nicht nur körperliche Übungen, die einen einfachen Einstieg für jeden ermöglichen und achtsamer und gelassener machen.


„Beim Yoga geht es nicht darum, deine Zehen zu berühren, sondern darum, was du auf dem Weg nach unten lernst.“ Jigar Gor



 Wieviele Yogas gibt es und welcher ist deiner?

Bereits die erste, etwas tiefere Auseinandersetzung mit Yoga führt direkt auf die vielen verschiedenen, überlieferten Yoga Wege wie Raja Yoga, Bhakti Yoga, Laya Yoga, Jnana Yoga, Karma Yoga, Kundalini Yoga, Mantra Yoga und Hatha Yoga. Und es gibt sicherlich noch einige mehr.

Diese Vielzahl von Pfaden könnte, soll dich aber nicht vom Einstieg abschrecken. Und um diesen für dich zu erleichtern, haben wir zwei Yogas ein wenig und den „Königsweg“ noch ein bisschen tiefer beleuchtet.   


„Yoga beginnt genau dort, wo ich jetzt bin – nicht dort, wo ich gestern war oder wo ich sein möchte.“ Linda Sparrowe


1. Mantra Yoga

Das Mantra Yoga bezeichnet das wiederkehrende Singen und Rezitieren (Manana) von Mantren (heiligen Wörtern), um so aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt befreit zu werden.

Das bekannteste und wichtigste Mantra „Om“ (AUM) findet häufig zu Beginn einer Yoga Übung Verwendung, um die innere Ruhe und Harmonie herzustellen.

2. Hatha Yoga

Das Hatha Yoga vereint körperliche Übungen (Asanas), Meditation und Atem-Übungen (Pranayama), um so das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele herzustellen.

Entsprechend steht insbesondere bei der „körperlichen Reinigung“ nicht die Anstrengung im Vordergrund, sondern das Wohlfühlen in der eingenommenen Position oder Übung, um die innere Balance zu erlangen.

3. Raja Yoga

Die ältesten Überlieferungen und Schriften aus Indien von Patanjali (400-200 v.Chr.) enthalten das Raja Yoga als achtstufige Lebensform oder Philosophie und „Königsform“ der Yoga-Wege.


„Sei deine eigene Lampe. Sei dein eigenes Vertrauen. Halte an deiner eigenen Wahrheit fest, als an der einen Wahrheit.“ Buddha


Die 8 Pfade des Raja Yoga

1. Nama - Unser Verhalten gegenüber anderen

Dieser Pfad beleuchtet unsere Achtsamkeit oder unser Bewusstsein für andere Lebensformen, also Menschen, Tieren und auch Pflanzen (Umwelt), basierend auf den fünf folgenden (Grund-)Werten:
- Gewaltlosigkeit (Ahimsa)
- Wahrhaftigkeit (Satya)
- Nicht-Stehlen (Asteya)
- Enthaltsamkeit (Brahmacharya)
- Nicht-Besitzen-Wollen (Aparigraha)

2. Niyama - Der Umgang mit uns selbst

Hier werden fünf einfache Prinzipien angeführt, aus denen achtsame Gewohnheiten entstehen können und sollen:
- Saucha - Reinheit von Gedanken, Wörtern und Körper
- Santosha - Genügsamkeit
- Tapas - Selbstdisziplin
- Svadhyaya - Selbstforschung
- Ishvara Pranidhana - Anerkennung des Göttlichen

3. Asana - Körperliche Übungen

Bei der Ausführung dieser zumeist ruhenden Übungen liegt das Augenmerk auf der eigenen Stabilität und dem Wohlbefinden.

Daher ist auch jeder Teil der Übung wichtig und mit entsprechender Achtsamkeit auszuführen – vom Hineingehen über das Halten bis hin zur Lösung der Asana, natürlich einhergehend mit bewusstem Ein- und Ausatmen.

4. Pranayama - Atemübungen

Das bewusste Atmen und die damit einhergehende Kontrolle unserer Lebensenergie (Prana) wirkt schnell beruhigend auf Körper und Geist.
Die verschiedenen Atemtechniken wie z.B. Brust- oder Bauchatmung ermöglichen eine spürbare Entspannung innerhalb weniger Minuten und erhöhen folglich auch die Konzentrationsfähigkeit.

5. Pratyahara – Schulung der Sinne

Das Pratyahara bildet die Brücke zwischen dem „Inneren“ und dem „Äußeren“ und beschäftigt sich mit der Schulung und Schärfung der Sinne.

Wenn wir uns auf die einzelnen Sinne fokussieren und lernen, mit zunehmender Konzentration auch den Einfluss oder die Anfälligkeit für Störungen durch äußere Reize zu minimieren, können wir anfangen, unseren Geist nach Innen zu richten und in eine tiefere Konzentration und Meditation einzutauchen.

6. Dharana - Konzentration

Aufbauend auf der Schulung der Sinne und der Reduzierung der äußeren Reize und Störungen, folgt mit der Dharana die Konzentration des Geistes nach innen auf ein Objekt oder z:B. einen Gedanken.
Die innere Ruhe und Stille wächst und damit auch die Entspannung und die konzentrierte Auseinandersetzung mit dir selbst.

7. Dhyana - Meditation

Regelmäßiges Meditieren wird dazu führen, dass die innere Ruhe weiter wächst und der Einstieg in die meditative Praxis schneller erfolgen kann.
Außerdem wird der Geist durch das Mehr an Ruhe und Konzentration und die immer tiefer gehenden Meditationen auch stark an Klarheit gewinnen.
Aus diesem Zustand heraus können bereits erste Gefühle der Einheit von Körper, Geist und Seele erwachsen.

8. Samadhi – Erleuchtung

Die Erleuchtung ist der höchste Zustand des Raja Yoga: die vollkommene Verbundenheit von Körper, Geist und Seele und absolute Klarheit und Verständnis
für ein höheres Sein. Selbst Yogis, die diesen Zustand bereits erreicht haben, fällt es schwer, ihn zu beschreiben.

„Der Geist ist frei von Geist, denn die Natur des Geistes ist klares Licht.“


Dieser erste, etwas tiefere Einblick in die verschiedenen Yogas zeigt ziemlich klar, wie viel mehr Yoga ist als nur körperliche Übungen.

Wir werden aber nicht an der Oberfläche bleiben, sondern uns in den kommenden Wochen und Monaten immer tiefer und eingehender mit den einzelnen Formen und Übungen auseinandersetzen und entsprechende, inspirierende Inhalte für euch verfassen.



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