Von Loreen Lummer

Die Wissenschaft der Gelassenheit: Stress im Gehirn und was dagegen hilft

In einer Welt, die ständig in Bewegung ist und in der Stress und Hektik allgegenwärtig zu sein scheinen, ist Gelassenheit ein begehrtes Gut. Doch wie genau erreichen wir dieses Gefühl der inneren Ruhe? Die Antwort liegt nicht nur in persönlicher Willenskraft oder Lebenserfahrung. Die Wissenschaft zeigt, dass Gelassenheit tatsächlich auf neurologischen Grundlagen beruht und dass bestimmte Wirkstoffe und auch Übungen unser Gehirn positiv beeinflussen können. 

 

Stress und das Gehirn

Um zu verstehen, wie Gelassenheit auf neurologischer Ebene funktioniert, müssen wir zunächst einen Blick auf das Gehirn werfen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Amygdala, ein Mandelkern-großes Gebilde im Gehirn. Sie gehört zum sogenannten limbischen System, das Zentrum für unsere Emotionen. Die Amygdala ist dabei insbesondere für Angst und Stress verantwortlich. In Situationen, die uns neu oder befremdlich sind, aktiviert die Amygdala ihre Nervenzellen. Wenn die Aktivität der Nerven eine bestimmte Schwelle überschreitet, werden die Stresshormone Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Das hat auch einen Nutzen. Wir werden wacher, energiegeladener und aufmerksamer, um die Stresssituation zu bewältigen. [1] Doch übermäßiger Stress kann chronisch werden. Dies kann enorme gesundheitliche Schäden, wie z.B. Herz-Kreislauferkrankungen oder psychische Störungen wie Depressionen mit sich ziehen. [2]

Ein wirksamer Gegenspieler zu Stress sind die sogenannten Glückshormone. Sie sorgen dafür, dass wir zufrieden sind und gute Laune haben. Die wohl bekanntesten sind Dopamin, Serotonin, Oxytocin und Endorphin. Vor allem Serotonin ist für unsere Gelassenheit bedeutend, da es hilft unsere Stimmung zu stabilisieren. Das Beste daran ist, dass jeder die Synthese dieser Glückshormone gezielt aktivieren und fördern kann. Bestimmte Übungen und Wirkstoffe können die Glückshormone in Gang setzen und die Aktivität der Amygdala verringern, wodurch unser Stresslevel sinkt.

 

Wirkstoffe für deine Gelassenheit

Viele dieser stressreduzierenden Wirkstoffe sind in Lebensmitteln zu finden. Wer diese kennt und in seine Ernährung einbaut, kann davon nicht nur gelassener werden, sondern langfristig auch gesundheitlich davon profitieren.

1. B-Vitamine

Eine Möglichkeit ist die Aufnahme von B-Vitaminen, wie zum Beispiel Niacian, auch bekannt als Vitamin B3. Niacin spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stressreaktionen im Gehirn, indem es die Produktion des Glückshormons Serotonin unterstützt. [3] Man findet das Vitamin in tierischen Eiweißen, Brot, Erdnüssen, Hülsenfrüchten und auch im Bohnenkaffee ist es enthalten.

2. L-Tryptophan

Ein weiterer Wirkstoff ist L-Tryptophan, eine essenzielle Aminosäure. L-Tryptophan ist der Vorläufer von Serotonin im Gehirn und spielt somit eine Schlüsselrolle bei der Stimmungsregulierung. Es kann dazu beitragen, den Serotoninspiegel im Gehirn zu erhöhen, was wiederum Gefühle der Ruhe und Gelassenheit fördert. [4]

3. Ätherische Öle

Um auf das limbische System positiv einzuwirken, kann auch auf Ätherische Öle zurückgegriffen werden. Pflanzen mit hohem Anteil an beruhigenden ätherischen Ölen, wie z.B. Lavendel oder Melisse, können die Entspannung fördern und so das Stresslevel reduzieren. Auch die Schlafqualität kann damit verbessert werden. Auf unserer Website findest du unter „Unsere Inhaltsstoffe“ weitere Informationen zu Pflanzen mit Gelassenheitsfördernden Wirkstoffen und wie genau diese wirken.

 

Wie unser Denken die Gelassenheit beeinflusst

Ein weiterer wichtiger Bereich des Gehirns, der mit Gelassenheit in Verbindung steht, ist der präfrontale Kortex. Diese Region ist für komplexe Denkprozesse, Entscheidungsfindung und die Regulation von Emotionen verantwortlich. In gelassenen Menschen ist der präfrontale Kortex stärker entwickelt und besser vernetzt. [5]

Mentale Übungen, insbesondere solche, die die Achtsamkeit fördern, können die Aktivität des präfrontalen Kortex erhöhen. Dies ermöglicht es uns, rationaler auf stressige Situationen zu reagieren und unsere Emotionen besser zu regulieren.

 

Mentale Übungen und die Amygdala

Mit der Hilfe regelmäßiger Gelassenheitsübungen, kann auch die Belastungsgrenze der Amygdala resistenter werden. Das bedeutet, dass Menschen, die Achtsamkeitspraktiken wie Yoga, Atemübungen, Konzentrationsübungen oder Meditation in ihren Alltag integrieren, besser in der Lage sind, stressigen Situationen mit Ruhe und Gelassenheit zu begegnen. Auch Sport, Zeit in der Natur oder kalt duschen sind kleine Auszeiten oder Angewohnheiten, die das Serotonin im Körper aktivieren und die sich gut in den Alltag integrieren lassen. Die positiven Veränderungen, die dabei im Gehirn stattfinden, sind nicht nur vorübergehend, sondern können sich, bei regelmäßiger Praxis, auch langfristig auf die mentale Gesundheit und schlussendlich auch auf die physische Gesundheit auswirken. In unserem Magazin findest du einige Beiträge zu Übungen, die dir helfen können, gelassener zu werden.

 

Gelassenheit ist erlernbar

Gelassenheit ist nicht nur ein Zustand des Geistes; sie hat auch einen messbaren Einfluss auf unser Gehirn. Durch die regelmäßige Praxis von mentalen Übungen können wir die Kontrolle über unsere Emotionen zurückgewinnen und in stressigen Zeiten ruhig und gefasst bleiben. Gönne dir diese Zeit der Achtsamkeit, um zu deiner inneren Balance zu finden.

 

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[1]https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/stress-bewaeltigen/gehirn-hormone-stress-2006900
[2]https://www.ergo.de/de/Ratgeber/gesundheit/stress/auswirkungen#:~:text=In%20einer%20kurzen%20Stresssituation%20erh%C3%B6ht,verschlechtert%20sich%20auch%20die%20Ged%C3%A4chtnisleistung.
[3]https://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/vitamine/vitamin-b3-niacin-id213379/
[4]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2908021/
[5]https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2018/news-im-september-2018/neue-ursache-fuer-dauerhaften-stress-im-gehirn-identifiziert/